Der vierte Branchentreff des Fachverbands stand unter dem Titel „Fortschreitende Digitalisierung und CyberCrime – wie passt das zusammen?“. Mehr als 100 Persönlichkeiten aus Politik und E-Branche trafen sich, um darüber zu diskutieren.
Die Digitalisierungswelle schreitet voran und hat bereits heute viele Bereiche der E-Handwerksbranche nachhaltig verändert. Wo über Jahrhunderte die Hände benutzt wurden, findet mittlerweile im Arbeitsalltag immer häufiger Computertechnologie Einzug.
Thomas Bürkle, Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg, begrüßte die Teilnehmer und ging in seiner Ansprache kurz auf die Treiber für den digitalen Wandel im Handwerk ein. Aus seiner Sicht sind dies das veränderte Kundenverhalten, Änderungen in der Arbeitsorganisation durch mobiles Arbeiten beziehungsweise spezielle Handwerkersoftware, aber auch die technische Infrastruktur, die zum einen Einfluss auf Unternehmensabläufe hat sowie Maßnahmen hinsichtlich IT-Sicherheit und Datenschutz erfordert. Durch neue Geschäftsmodelle wie Online-Handel oder Online-Dienstleistungen oder Smart Home werden zudem immer mehr Daten erhoben, mit denen sorgfältig umgegangen werden muss und die auch intelligent gemanagt werden müssen. Deshalb erfordert der steigende Digitalisierungsgrad im E-Handwerk neben den konventionellen gewerkspezifischen Kenntnissen und Fertigkeiten vermehrt solide Kompetenzen in den Bereichen Prozess-Knowhow, Erfahrungen im Umgang mit spezifischen IT-Systemen und IT-Sicherheit. Vor dem Hintergrund dieses breiten Anforderungsspektrums wird die Gewinnung hochqualifizierter Nachwuchskräfte keinesfalls einfacher. Wichtig ist es, neben allen Chancen der Digitalisierung auch die Risiken zu kennen. Fazit der Ausführungen Bürkles war, dass die Digitalisierung unserer Branche mehr Chancen als Gefahren birgt. Dazu sind aber auch Partner notwendig, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.
Guido Rebstock, Ministerialdirektor im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg, ging in seinem Impulsvortrag zunächst auf die gute Konjunktursituation speziell im Handwerk ein. Einen besonderen Dank drückte er für die überdurchschnittlichen Ausbildungsleitungen der Handwerksbetriebe aus. Er betonte, dass besonders ohne qualifizierte E-Handwerker die Energiewende nicht gelingen kann. Rebstock erläuterte die verschiedenen Modelle, wie die Politik und hier speziell das Wirtschaftsministerium die Handwerksunternehmen bei der digitalen Transformation unterstützt. Beispielsweise gibt es das landesweite Projekt „Dialog und Perspektive Handwerk 2025“ oder diverse Fördermittel von Land und Bund. Auch Rebstock wies darauf hin, dass nicht nur bei der Digitalisierung Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sich den Herausforderungen der Zukunft gemeinsam stellen müssen.
Wirtschaftsmedaille für Thomas Bürkle
Mit dem berühmten Steve-Jobs-Satz „One More Thing“ begann Ministerialdirektor Rebstock den Höhepunkt seines Beitrags. Zum Abschluss seiner Rede übergab er im Namen von Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid dem Präsidenten des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg, Thomas Bürkle, die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg. In seiner Laudatio lobte der Ministerialdirektor: „Neben Ihrer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit engagieren Sie sich seit über einem Jahrzehnt vorbildlich und leidenschaftlich für die Belange des Handwerks. Sie sind ohne Zweifel ein Aushängeschild für das baden-württembergische Handwerk“. Rebstock dankte im Auftrag seines Ministers auch für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Danach stand das Statement von ZVEI-Geschäftsführer Klaus Jung auf der Tagesordnung. Er erläuterte, wie der Strukturwandel traditionelle Wertschöpfungsketten verschwimmen lässt und neue Wertschöpfungsnetzwerke entstehen werden. Herausforderung der Digitalisierung und stetigen Vernetzung sind verändertes Informations- und Kaufverhalten nicht nur des Fachhandwerks. Es entstehen so neue ökonomische Beziehungen, Ertragsquellen, Geschäftsmodelle und -abläufe. Durch die Digitalisierung wandelt sich die Rolle der drei Partner des dreistufigen Vertriebs. Zu den drei Stufen kommt zum einen das Internet. Hier gilt es, den stationären (Offline-) Handel mit Online-Zugängen zu verknüpfen. Gleichzeitig sind neue Dienstleitungsmodelle möglich. Dem müssen sich die Partner stellen. Vor allem Service wird zur Differenzierung in der digitalen Wirtschaft, so Jungs Credo.
Moritz Huber, Kriminalkommissar im Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Abteilung „Cybercrime und Digitale Spuren“, gab zunächst einen Einblick in die Kriminalitätsentwicklung. Ausgehend von aktuellen Phänomenen wie Ransomware und Social Engineering ging er der Frage nach, was Cybercrime überhaupt ist. Sein Ziel war es, für dieses Deliktfeld zu sensibilisieren. Denn speziell mit Ransomware wurden in Baden-Württemberg zahlreiche Unternehmen geschädigt. Huber gab auch Tipps was man bei Betrugsfällen tun muss. Sein Rat: „Zeit zählt! Schnell reagieren!“. Zum Abschluss zeigte er die polizeilichen Strukturen auf, damit jeder weiß, an wen man sich im Schadensfall wenden kann.
Podiumsdiskussion mit den Referenten
Alle Referenten – Ministerialdirektor Guido Rebstock, Geschäftsführer Klaus Jung, Kriminalkommissar Moritz Huber und Präsident Thomas Bürkle – standen anschließend bei einer Podiumsdiskussion auch als Diskutanten für Fragen aus dem Teilnehmerkreis zur Verfügung. Unter der Leitung von Bernd Gehrung, Gründungsmitglied und Mitgesellschafter bei Regio.TV Regional-Fernsehen Stuttgart, gab es eine rege Diskussion zu verschiedensten Aspekten der Digitalisierung. Angesprochen wurden solche Gesichtspunkte wie: Smart-Home –wie gehen wir mit den Daten um; wie sieht praxisgerechter Datenschutz aus; Digitalisierung im Rahmen der Globalisierung und auch digitale Kompetenzen vor allem von Jugendlichen.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein „Get-Together“, zu dem die Phoenixhalle im Stuttgarter Römerkastell ein reizvolles Ambiente bot. Viele Besucher nahmen auch von der Möglichkeit Gebrauch, an den Führungen durch die Regio.TV-Studios teilzunehmen.
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