Andreas Bek, der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes, begrüßte die Anwesenden und führte sie in die Veranstaltung ein. Dabei präsentierte er auch die beeindruckende Entwicklung der Umsatz- und Beschäftigungszahlen in der Branche. Über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren ist es den E-Handwerksunternehmen gelungen, die Zahl der Beschäftigten auf nunmehr über 61.000 allein in Baden-Württemberg zu steigern. Auch im Bereich der E-ZUBI-Zahlen verzeichnete man eine ähnlich positive Entwicklung: Die Zahl der Auszubildenden konnte um 28 Prozent auf nunmehr 5.597 gesteigert werden.
Er betonte außerdem die Notwendigkeit eines veränderten Denkansatzes: Gebäude sollten als Systeme betrachtet werden. Nur so könne es gelingen, den selbst erzeugten Strom dezentral vor Ort mit hoher Eigenverbrauchsquote zu nutzen, ohne die Netze übermäßig zu belasten. Dabei müsse jedoch stets darauf geachtet werden, dass Energie und Gebäude bezahlbar bleiben, um Investitionen auch bei steigenden Preisen und Zinsen zu ermöglichen. Abschließend erklärte er, dass der 6. Branchentreff insbesondere dazu dient, das Verständnis aller an der Energiewende beteiligten Gruppen zu fördern und gemeinsam Lösungen zu finden.
Regenerative Energieerzeugung boomt
Im Anschluss hielt Torsten Höck, Geschäftsführer des VfEW BW, einen inspirierenden Impulsvortrag, wobei er die Anwesenden mit seinem Referat „Herausforderungen und Chancen bei der Umstellung unseres Energiesystems“ für die anstehenden Veränderungen sensibilisierte und dabei ein wahres Feuerwerk an Zahlen abfeuerte. So skizzierte er beispielsweise die Zahlen der monatlichen Bruttostromerzeugung aus regenerativen Energien in Deutschland, die 2023 bei 276 Milliarden kWh und damit bei 9,4 Prozent über dem Vorjahr lag. Betrachtet man daneben die monatliche Bruttostromproduktion aus konventionellen Erzeugungsanlagen einschließlich Nukleartechnik im selben Jahr, so lag der Wert bei 275 Milliarden kWh, was einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 25,9 Prozent entspricht. Dazu und zu vielen weiteren Punkte machte Höck Ausführungen und sorgte damit für eine gute Möglichkeit zur Einordnung dieser Entwicklungen für die Teilnehmer.
Explosion der Zahl von Arbeitsprozessen
„Zwischen Bürokratie und technischen Wandel“ – Dr.-Ing. Selma Lossau skizzierte die Entwicklungen rund um die die Nahtstelle zwischen Netzbetreibern und E-Handwerk, wo die Zahl der Prozesse sprunghaft gestiegen sind und sich zum Teil verfünffacht haben. Daher sei eine Digitalisierung der Prozesse und die Schaffung eines Portals zur Anmeldung von Anlagen unausweichlich geworden. Fast jeder Netzbetreiber hat allerdings sein eigenes Portal, welches die E-Handwerksunternehmen nutzen sollen, was den bürokratischen Aufwand aus Sicht der E-Handwerksunternehmen leider nicht hinreichend minimiert. Daher laufen nicht zuletzt auf Druck des E-Handwerks aktuell seitens der Netzbetreiber Gespräche, im Branchendialog Netzanschluss auf der Ebene des BMW, um einerseits die „Frontends“ der Portale weitgehend zu vereinheitlichen, wie auch andererseits auch die Unterschiede technischen Anschlussbedingungen weiter abzubauen.
Unterstützung bei Digitalisierung durch die Innungsorganisation
Der Präsident des Fachverbands, Thomas Bürkle, beleuchtete in seinem Statement vor allem die Perspektive des Handwerks und zeigte anhand konkreter Beispiele die unterstützenden Digitalisierungs-Maßnahmen der elektrohandwerklichen Organisation auf. Er zeigte insbesondere die Vorteile der Anwendung von Elektro1 und LeanConnect auf. Darüber hinaus verwies er auf die neue Innungs-App der ArGe Medien im ZVEH, die den Mitgliedsunternehmen ebne riesige Vielzahl wertvoller Informationen zur Verfügung stellt und die Zugriffe darauf massiv vereinfacht.
Herausforderungen für Netzbetreiber
Dr. Martin Konermann, Mitglied der Geschäftsführung der Netze BW, erläuterte die Perspektive der Netzbetreiber mit seinem Vortrag über das Verteilnetz mit allen seinen technischen Anpassungen und regulatorischen Maßnahmen. So ordnete er die politisch durchaus ambitionierten Ausbaupfade anhand der Netzentwicklungspläne 2021 und 2023 ein. Darüber hinaus zeigte er exemplarisch Lastkurven von Transformatoren in Umspannwerken im Vergleich von 2007 und 2023 auf, um die Problematik zu veranschaulichen. Der Netzausbau bewege sich dabei in einem großen Spannungsverhältnis, das zwischen Effizienz, Materialverfügbarkeit, Verfügbarkeit von Dienstleister, Fachkräften bzw. innerhalb des gesetzlich vorgegeben Rahmens und der Beeinflussung durch die Öffentlichkeit. Auch skizzierte er die Herausforderungen des § 14a Energiewirtschaftsgesetzes für sein Unternehmen und appellierte an die Anwesenden, nicht nur Luftwärmepumpen zu installieren, das diese im Winter bzw. bei niedrigen Außentemperaturen zu zusätzlichen Problemen führen, wenn die elektrische Zusatzheizung zuschaltet. Erdwärmepumpen wären da deutlich weniger herausfordernd für die Netzbetreiber!
§ 14 a EnWG und Kundenanlagen
Ruwen Konzelmann von Theben Smart Energy GmbH zeigte technische Lösungen als Bindeglied zu den Schnittstellen des Stromnetzes auf und erläutert die Möglichkeiten auf vor dem Hintergrund des Paragrafen 14a Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). Smart Energy zwischen Smart City und Smart Building war sein Credo. Er skizzierte die technischen Möglichkeiten, die hier auch aktuell heute schon bestehen und beleuchtete auch die einzelnen Aufgaben, die Netzbetreibern, Messstellenbetreibern und die E-Handwerksunternehmen zukommen. Er unterstrich auch insbesondere die Notwendigkeit von HEM-Systemen, die zur effektiven und effizienten Steuerung unerlässlich sind. Auch zeigte er die bereits heute am Markt verfügbaren Systeme am Beispiel seines Hauses aus.
Informative Podiumsdiskussion
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Podiumsdiskussion, moderiert von Arno Ritzenthaler, dem Geschäftsführer von SmartGrids BW e.V. Er entlockte den Diskutanten viele zusätzliche Fachinformationen und persönliche Einschätzungen, die den Teilnehmenden am Expertentreffen tiefe Einblicke gewährten und wertvolle Hintergrundinformationen lieferten. Die Referenten diskutierten intensiv über die zukünftigen Entwicklungen und die Rolle des E-Handwerks in der Energiewende. In der Zusammenfassung präsentierte Präsident Thomas Bürkle die bedeutendsten Erkenntnisse des Tages und schloss den Branchentreff mit einem abschließenden Statement. Der gemeinsame Mittagsimbiss bot den Teilnehmern eine weitere Möglichkeit zum Austausch und Networking.
Resümee
Der Präsident des Fachverbandes, Thomas Bürkle, fasste die Ergebnisse zusammen und griff die übereinstimmenden Kernaussagen aller Referenten auf: Es geht nur gemeinsam! Alles spricht für eine dezentrale Produktion von regenerativ erzeugtem Strom mit einer möglichst hohen Eigenverbrauchsquote - das entlastet die Netze und erhöht den Grad der Autarkie. Von zentraler Bedeutung sind dabei Energiemanagementsysteme und auch der § 14 a EnWG. Die Daten, da legt T. Bürkle besonderen Wert darauf, gehören dem Kunden und sind gegen unberechtigte Zugriffe bzw. Cybercrime-Angriffe zu schützen, und bilden die wesentliche Grundlage kompetenter Dienstleistungen durch das E-Handwerk. Er appelliert an alle, gemeinsam auf dieses große Ziel einer sichereren Stromversorgung auch in Zukunft hinzuwirken.
Ausblick
Branchentreff E-Handwerk BW ist eine wichtige Plattform für den Dialog zwischen Branchenexperten und politischen Entscheidungsträgern zu fördern und gemeinsam die bevorstehenden Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Branchentreff in zwei Jahren, der erneut innovative Impulse für die Branche setzen und allen Teilnehmern neue Erkenntnisse bringen wird.
Sie möchten Mitglied werden? Schreiben Sie uns: info@fv-eit-bw.de oder rufen Sie uns an: 0711/95590666